TANGOes Festival
| Kranwerk Naunhof |
Internationale Bandoniontage | Konzerte | Kurse | Lesungen | Instrumente
14te Bandoniontage
Samstag, 16. Juli 2022
von 15 – 24 Uhr
Bands/Solisten:
„Duo Heins-Goraj”/NI
„Bandoneon x2“ /SN
„Duo Brandenburg-Jaekel“/Berlin
„Carla Algeri“/Argentinien*
„Cuarteto Bando“/SN
Heins
Zeitplan:
ab 11 h Bandonion*neón-Kurs mit Judith Brandenburg
Einlass ab 14.30 h:
15 h | Strassenmusik (Folk & Welt, Brettl)
16 h | Instrumentenseminar Exposés, Begutachtung, Reparaturanleitung
17 h | Konzert | Bandoneon x2
18 h | Konzert | Duo Heins/Goraj
19 h | Konzert | Carla Algeri *
20 h | Konzert | Duo Brandenburg/Jaekel
21.30 h | Konzert | Cuarteto Bando
*so der Transfer gelingt
Kostenbeitrag für Kunst & Kultur, Installation und baulicher Erhalt des Kranwerkes:
Alle Konzerte (Tageskarte) 35,- € normal; 25,- € erm.
Einzelkonzerte 15,- € normal; ermäßigt (Schüler/Stud.) 11,- €
Einlass ab 14.30 Uhr
KONZERTINA>>BANDONION>>BANDONEÓN
Anhand von Indizien, in diesem Fall Instrumente des 19. Jhd., lässt sich Entwicklungsweg von der Konzertina zum Bandoneón aufzeigen. Zweifellos liegt der Ursprung und die technische Entwicklung des Bandonions in Sachsen. Die Tragik des Bandonions spielt selbst immer mit. Heinrich Band (Krefeld) etablierte die „verquere“ Tastenlage. Den Wünschen von Spielern entsprechend, veranlasste der Musikinstrumentenhändler Band bei den sächsischen Harmonkaproduzenten die Umverlegung von Tasten. Hinzu kamen weitere Halbtöne, welche um die „alte Kernlage“ (welche im ursprünglichen Instrument, der wechseltönigen Konzertina von Uhlig und Zimmermann noch einer diatonischen [tonartgebundenen] Logik folgte) „drumherum“ im perfekten Chaos angeordnet.
„Die Bomben des zweiten Weltkrieges haben es zu Grabe getragen“. Ein Zitat von Carla Algeri aus Buenos Aires und UNESCO-Beauftragte für den Erhalt des Tango und des Bandoneóns. In Deutschland wurde die Produktion des Instrumentes 1964 wegen geringer Nachfrage und Materialknappheit eingestellt. Es überlebte dennoch, dank der stoischen Art der Argentinier sich keinerlei weiterentwickelter Tastaturanlagen anzunehmen.
In Argentinien war der Tango, den Bordellen und Kaschemmen BAs entsprungen, der feinen Gesellschaft suspekt und der Jugend zu „altbacken“. Astor Piazzolla gilt mit der Schaffung des „TANGO Nuevo“ der Dank, dass das Bandoneón heute rund um den Globus von Japan, Taipeh über Peking, Seoul, quer durch Europa und natürlich in Argentinien & Lateinamerika wieder in den besten Salons und Hohen Konzerthäusern sich steigernder Beliebheit erfreut.
Programm | Ablauf
15.00 h Strassenmusik (Folk & Welt, Brettl)
Wie sollte es anders sein, beginnt das Festival mit kleiner & großer Kunst der Eleven und anwesenden Profis mit Strassenmusik. Das “Brettl” hat sich gern der “Orgel des kleinen Mannes” bedient. Frei von den archaischen Vorgaben des Tangos, gibt es das Bandonion noch seltener als harmonisches Begleitinstrument zu hören. Die Wiederentdeckung des “Bandonion” in Pörschmannscher Spielweise (akkordführend) als “Folkinstrument”, ist dem Folk-Revival der siebziger & achtziger Jahre zu verdanken. Spieler wie Stefan Krawczik, Andreas Rohde (Kusserow), Frank Deutscher, Dieter Kalka, Jürgen B. Wolff (Konzertina) nutzten das Bandonion für ihre eigenwilligen Interpretationen außerhalb des Tangos.
16.00 h Instrumentenausstellung | Instrumentenkunde
Exposé zur Genealogie des Instrumentes
Das Bandonion eine Konzertina mit Bandscher Tonanordnung. Raritäten der durchschlagenden Zunge, Konzertinas und Bandonions in verschiedensten Tonlagen (76, 104, 116, 128, 142, 144, Kusserow, Schlegel, Peguri, div. Gleichtönige, Konzertinas) erklärt, geöffnet, bestaunt und mit Klangbeispielen vorgestellt.
Heinrich Band der Erfinder des Bandonions?
Konzertina >> Bandonion >> Bandoneón
Zu den Bandoniontagen werden unterschiedliche Bandonions, Konzertinas und andere Zungeninstrumente ausgestellt und hier erfährt man den Unterschied zwischen Bandonion und Bandoneón, was bedeutet Diatonik, Chromatik und Wechseltönigkeit. Was sind Chöre, Register, Kanzellen, Schwebung – also Dinge die man unbedingt wissen muss. Das einst schrammelige Quetschkastl, das Bandonion, hat die sinfonischen Orchester als Soloinstrument erobert. Mehr und mehr sind es Solistinnen mit der ersten Stimme. Dabei beruft es sich nicht auf seine Tradition als Volksmusikinstrument, vielmehr ist es Kunstobjekt geworden. Und dies in mehrfacher Hinsicht, zum einen die enorme Herausforderung an die Spieler aufgrund der verqueren Tonanordnung und zum anderen an die Instrumentenbauer, die die spezifische Klangmodulation und Tonansprache für den Tango und zur Differenzierung zum “schwebenden” Akkordeon entwickeln müssen.
Tango & Bandoneón
Ohne Allüren und als instrumentales Einzelkind verlieh das “Bandoneón” am anderen Ende der Welt dem Tango seinen typischen Klang. Die Trinität des Tangos – die Komposition, das Spiel und der Tanz. Die Tänzer vollführen die Passion der Pose, Betörung und Erliegen. Die Komposition verarbeitet elegische Hoffnung, flammende Leidenschaft, Schwermut & Heimweh, grandioses Scheitern und Neuanfang der geflüchteten Europäer in die neue Welt Südamerikas. Und im Spiel erduldet das atmende Instrument Bandoneón den Weltschmerz auf Zudruck, entfaltet seinen Klang beim “Luftholen” und hinterläßt Tänzer und Zuhörer für Augenblicke entrückt. Und dabei besitzt dieses Instrument etwas faustisches: um es einigermaßen kunstvoll spielen zu können – muss man sich ihm voll und ganz hingeben. Die Komponisten des Tangos haben es vermocht, aus den unterschiedlichsten musikalischen Einflüssen der “Zugewanderten” einen eigenständigen komplexen musikalischen Wertekanon zu schaffen. Seines musikalischen Anspruches und der modulierten Emotionen wegen, findet der Tango Zuhörer auf der ganzen Welt.
Die Ausstellung wird dieses Jahr mit Instrumenten von „Steinlinger-Balg“ Georg Leugner-Gradl ergänzt. Bandonions wurden nicht nur in Sachsen hergestellt. Auch die Bajuwaren hatten gefallen am Instrument. Vorrangig das sogenannte „Schrammelbandonion“ als Volksinstrument. Was es damit auf sich hat, erklärt Georg Leugner-Gradl zum diesjährigen Festival vor Ort.
…und noch ein Handzuginstrumentenmachermeister hat sich angekündigt. Stefan Fuhrich ist der neue Inhaber der Hartenhauerschen Bandonionproduktion, welche seit 1991 wieder Bandonions in traditioneller Art herstellt. Er wird sein Meisterstück zur Begutachtung mitbringen und vielleicht die eine oder andere Geschichte.
17.00 Uhr (Konzert)
Duo „Bandoneon X2“ (Dresden/Leipzig)
https://www.bandoneonx2.de
Unser Repertoire besteht aus dem argentinischen Tango, der klassischen Musik und der traditionellen deutschen Volksmusik. Wir musizieren mit Freude die scharf markanten Rhythmen des Tango und erforschen/erkunden die Möglichkeit, klassische Werke und deren volksmusikalische Grundlage auf dem Bandoneon zu interpretieren.
Besonders der Tango und die Volksmusik bildeten die Grundlage für die Entwicklung des Bandoneons und beeinflussten und formten den typischen Klang dieses Instruments.
Wir musizieren als einziges deutsches Bandoneonduo und arrangieren alle Werke speziell für unsere Besetzung. Dabei stellt sich die große Herausforderung, umfangreiche Orchesterpartituren für zwei Bandoneons zu bearbeiten.
Wir spielen klassische Konzerte und moderieren die Programme, um den Kontakt zwischen Publikum und Musik zu intensivieren. Außerdem musizieren wir zum Tanz und bei gediegenen Dinnerpartys/Abendveranstaltungen. Um das Repertoire zu bereichern, spielen wir auch Akkordeon. Das Bandoneon ist gekennzeichnet durch einen direkten und geradlinigen Klang, der fast metallisch den Raum erfüllt. Durch die Anordnung aller Stimmzungen auf nur einer Platte entsteht dieser markante Ton, den Astor Piazzolla mit einem Laserstrahl verglich.
Tango-Argentino Duo HEINS-GORAJ (Oldenburg)
https://roccoheins.com/videos/
Rocco Heins (Bandoneón) & Mateusz Goraj (Gitarre)
Das Repertoire des Duos reicht vom Tango der Alten Garde über den Tango Nuevo, Klassik, Film- und Theatermusik bis hin zu Eigenkompositionen.
Zudem ist Rocco seit Jahrzehnten einer der wenigen Restauratoren des Instrumentes und als Tuner (Stimmer) weltweit bekannt.
19.00 Uhr (Konzert)
Carla Algeri – Buenos Aires*
Vor drei Jahren war Carla zusammen mit Jorge Amado schon bei den Bandoniontagen zu Gast. Sie hat beim Abschied unmissverständlich und im argentischen Temperatent zu verstehen gegeben: „vuelvo enseguida!“
Letztes Jahr verhinderten die Einreisebeschränkungen Ihr Kommen. Wir wollen mehr über Aktivitäten der Nachwuchsförderung im Land des Tangos, dem drohenden Auskauf ehemals nach Argentinien exportierter Bandoneóns erfahren und was es bedeutet eine UNESCO-Beauftragte für den Erhalt des Tango resp. Bandoneón zu sein.
*ihr Kommen bleibt vorbehaltlich der Unwägbarkeiten – falls es nicht klappt ist ein Ersatzkonzert anberaumt
Grussworte zum Festival via Whatsapp von Carla:
Te comparto mi próximo concierto en el Festival de Naunhof, Alemania. Su creador y director, Heiko tiene un museo del Bandoneon magnifico y lleva adelante un concurso de composición anual, además de la organización del Festival. La Cultura Patrimonial como eje esencial para el crecimiento de las comunidades del mundo. Me siento feliz de poder compartirlo. Muchos cariños. Que tengas un hermoso domingo. Carla
Hier ein paar Impressionen der Reise nach Carlsfeld 2019. Mit dabei der Gewinner des AKW-Bandoneón-Contest 2018 Guido Gavazza.
20. 00 Uhr (Konzert)
Judith Brandenburg & Volker Jäkel (Berlin)
https://www.judithbrandenburg.com
Es ist ein fesselnder Mix aus Jazz, Tango nuevo, Filmmusik und Elementen aus Rock und Klassik, den Judith Brandenburg und Volker Jaekel uns in ihren Kompositionen miterleben lassen – spontan, kraftvoll, verspielt, mal wild, mal meditativ, und vor allem grenzenlos frei. Piano und Bandoneon, jedes für sich schon mit vielfältigen klanglichen Möglichkeiten, verschmelzen, kontrastieren, feuern sich mit unerbittlichem Puls zu immer waghalsigeren Improvisationen an, um im nächsten Moment in zarte, himmlisch-schwebende Klänge zu wechseln. Einordnen lässt sich das alles nicht. Aber es ist gnadenlos gut.
In ihren „Five Sensations“ stellen Judith Brandenburg und Volker Jaekel intensive Gefühle dar – wie klingen eigentlich Hass, Gier, Stolz, Empathie oder Eifersucht?
Neben ihrer Konzerttätigkeit unterrichtet Judith Bandoneon und hat 2016 eigens eine Bandoneonschule erstellt. Darin enthalten einzelhändige Übungen und erstes Zusammenspiel, leichte Stücke in ansteigender Schwierigkeit, Schritt für Schritt Einführung in die Stilistik des Tango, Tipps zur Balgführung, Akkorde für Marcato in der linken Hand in diversen Tonarten, Anleitung zur ersten kleinen Improvisation und vieles mehr, Grifftabellen und einige online-mp3 Dateien, und vor allem, ganz viel Freude an der Musik!
Volker studierte 1982 an der Hochschule für Kirchenmusik in Halle / Saale und absovierte 1990 bis 1992 ein Kapellmeisterstudium in Weimar. Seit 1995 intensive Konzerttätigkeit als Pianist und Organist in multikulturellen Projekten. Konzerte, Tourneen und Festivals in Europa, Brasilien, Indien, Vietnam, Japan, Australien, Ägypten und Russland. Seine neuesten Projekte sind neben Solopiano-Konzerten, das Duo-Programm mit der Bandoneonistin Judith Brandenburg.
Interview mit der Komponistin an Konzertflügel und Bandoneon
http://bandoneon.petermhaas.de/judith-brandenburg
Für das Fachmagazin akkordeon_magazin „Clan der Harmonikas“ sprach Peter M. Haas mit der Berliner Komponistin,Pianistin und Bandoneonistin Judith Brandenburg über ihren Werdegang, ihre Liebe zum Instrument und über ihre Projekte.

Foto Sascha Boelsmans

Verlag: BerlinAires, 2016
47,- €, zuzügl. Versand
21.30 Uhr (Konzert)
‚Cuarteto Bando‘ (Sachsen)
http://www.cuarteto-bando.de
Bandoneon – Jürgen Karthe
Violine – Juliane Rahloff
Klavier – Steffen Heinze
Kontrabass – Robert Brenner
Das Tango-Ensemble CUARTETO BANDO brilliert mit seiner “Kammerbesetzung”. Während beim großen Orchester das “Zusammenspiel” als gesammter Klangkörper beeindruckt, wird in der kleinen Besetzung um so mehr, das differenzierte solistische Spiel des Bandoneons vernommen. Violine, Kontrabass und Piano treiben das Bandoneon vor sich her und provozieren die tangotypische Phrasierung und Geläufigkeit, welche vom Dresdner Bandoneonspieler Jürgen Karthe perfekt zu Gehör gebracht wird.
Nach dem international renommierten „Carambolage Orchester“ und dem Duo „Tango Amoratado“ ist dies die dritte Tangoformation von Jürgen Karthe. Gegründet im Sommer 2006, erspielte sich das CUARTETO BANDO seitdem einen festen Platz in der internationalen Tangoszene.Der Name „Bando“ ist die liebevolle Bezeichnung für das Bandoneon, dem Instrument welches dem Tango seine Stimme gab. Das Quartett hat sich dem traditionellen wie modernen Tango Argentino verschrieben, Musik aus 100 Jahren Tangogeschichte von Astor Piazzolla, über Mariano Mores, Angel Villoldo, um nur einige Maestros zu nennen. Darüber hinaus stehen aber auch eigene Stücke auf dem Programm. Zu hören ist CUARTETO BANDO auf den Konzertbühnen Europas.
Im Herbst 2007 wurde die erste CD „Tango a Tango“ beim Label auris subtilis veröffentlicht. 2011 folgte der lang erwartete zweite Tonträger „Reflexión del Tango“. Beide Tonträger erhielten beste Kritiken aus Buenos Aires und los Angeles. Die Musiker von Cuarteto Bando und das Ensemble selbst sind mehrfache Preisträger diverser Musik- und Kompositionswettbewerbe. Die 4 Instrumentalisten, die ursprünglich aus so unterschiedlichen Stilrichtungen wie Jazz, Klassik und Tango zueinander fanden, haben es durch Ihre Zusammenarbeit geschafft, einen individuellen und unverwechselbaren Stil für ihre Arrangements zu finden.